5 Stunden und 20 Minuten. Das ist die Zeit, die ich benötigen würde einen Marathon zu laufen. 5 Stunden und 20 Minuten. So lange hat es auch gedauert mein neues Tattoo stechen zu lassen. Ein Tintenmarathon…

Der Marathon
Den Legenden nach soll ein griechischer Laufbote den ungefähr 40 Kilometer langen Weg von Marathon nach Athen gelaufen sein, um dort zu verkünden „Wir haben gesiegt“. Gemeint ist der Sieg der Athener über den persischen Großkönig Dareios I. in der Schlacht von Marathon im Jahr 490 vor Christus.
Als viele Jahrhunderte später, nämlich im Jahr 1896 nach Christus, in Athen die olympischen Spiele stattfanden, benötigte man noch einen PR-Gag. So entstand die Idee, den Lauf des Boten als Wettkampf aufleben zu lassen. Der Marathon war geboren.

Das Tattoo
Wesentlich älter dagegen ist die Geschichte des Tätowierens. An mumifizieren Körpern aus Ägypten, die aus einer Zeit zwischen 3351 und 3017 vor Christus stammen sollen, wurden verschiedene Tätowierungen entdeckt. Die Mumien von Gebelein, wie die beiden genannt werden, sind nicht nur die derzeit ältesten Tätowierten, sondern waren auch sehr trendy. Er hatte zwei gehörnte Tiere auf dem Oberarm. Vermutlich einen großen Stier und ein mächtiges Mähnenschaf. Die Dame dagegen mochte es geometrisch und hatte auf Schulter und Rücken Linien und s-förmige Zeichen.
Das Tätowieren zieht sich über viele Epochen. So wurden bei der Gletschermumie Ötzi ganze 61 Tattoos entdeckt. Auch Ötzi mochte geometrische Figuren, Linien und Punkte.
Die Skythen, ein Reitervolk der russischen Steppe, hatten besonders aufwändige und großflächige Tattoos. Frühchristliche Sekten ließen sich Kreuze stechen, genauso die Kreuzritter.
Den Leichnam des dänisch-englischen Königs Harald II., der schwer verstümmelt in der Schlacht von Hastings 1066 gefallen war, erkannte man nur anhand des eintätowierten Namens seiner Geliebten Eadgyth. Insgesamt waren Tattoos auf der Insel sehr verbreitet. So waren sowohl die Kelten als auch die Pikten tätowiert. Die Pikten hatten gar ihren Namen von ihrer Sitte, sich zu tätowieren.
Mit Beginn der Neuzeit schien das Tätowieren dann eher den Matrosen, Prostituierten und Sträflingen zugeordnet zu werden.
Der Breitensport
Erst in den 1990ern begann der erneute Siegeszug der Tattoos. Ein Siegeszug, der bis heute anhält: So ist nach einer aktuellen Studie jede/r fünfte Deutsche tätowiert.
Auch der Marathonlauf ist mittlerweile zum Breitensport geworden. Zumindest das Laufen an sich. Beginnend in den 1970ern hat sich das Laufen mit Aktionen wie „Trimm Dich“ oder „Laufen ohne zu Schnaufen“ im Zuge des allgemeinen Fitnesstrends etabliert.

Marathon und Tätowieren – die Gemeinsamkeiten
Zufälligerweise stimmen meine beiden Zeiten – die des Laufens und die des Gestochenwerdens – überein. Es gibt aber noch weitere Parallelen.
Nach den Regeln der IAAF, der International Association of Athletics Federations, dem Dachverband der nationalen Sportverbände für Leichtathletik, müssen an der Marathonstrecke Wasser und Erfrischungen angeboten werden. Auch bei meinem Tintenmarathon wurden mir Wasser und Erfrischungen angeboten.
Gestochen hat mein Tattoo Denisa vom Studio Tattoo Sisters in Karlsruhe.

Der Name verrät es schon, das Studio wird von zwei Schwestern geführt. Daneben gibt es noch die Mutter, die sich ums Permanent Make-Up kümmert und den Vater. Der Vater hat unter anderem die wichtige Rolle, die „Athleten“ mit Wasser und Erfrischungen zu versorgen. Und das hat er wunderbar gemacht! Danke dafür!
Ganz besonderes Glück hatte ich noch, den Schrittmacher kennenzulernen. Schrittmacher, das sind im Marathon Teilnehmer, die unabhängig vom eigenen Wettkampferfolg eingesetzt werden, um für eine bestimmte Renngeschwindigkeit zu sorgen. Also auch, um den Läufer von seinen Qualen abzulenken. Und so lenkte mich für eine Weile Mano, der Onkel der beiden Sisters ab. An dieser Stelle nochmal Danke fürs Fotografieren!

Für 5 Stunden und 20 Minuten braucht man Jack Daniels
5 Stunden und 20 Minuten sind ganz schön lang. Errechnet habe ich mir die Daten anhand einer Hochrechnungstabelle von Jack Daniels. Die Tabelle wurde mir in meiner Ausbildung zur Cardiotrainerin bei der Deutschen Sportakademie empfohlen.
Jack Daniels, ein ehemaliger Fünfkampfathlet, Sportprofessor und Trainer für Langstreckenlauf hat die Daniels` Running Formula erfunden. Eine Laufformel mit der man anhand persönlicher Daten und der Laufzeit auf 5 Kilometer berechnen kann, was ein realistisches Marathonergebnis ist.
Mit meiner errechneten Zeit läge ich gerade noch im Limit. In der Regel kommt nämlich nach 5 Stunden und 30 Minuten der Besenwagen und kehrt die lahmen Enten mit von der Strecke. Es sieht so aus, als müsste ich noch ein bisschen trainieren, würde ich einen Marathon laufen wollen…

Fürs tätowiert werden trainieren muss ich nicht. Wobei ich zugeben muss, einen trinkbaren Jack Daniel‘s hätte ich in den letzten 20 Minuten der 5 Stunden 20 auch gut gebrauchen können. Aber Alkohol ist nicht nur während eines Marathonlaufs, sondern auch 24 Stunden vor dem Tattoo-Termin und natürlich während des Tätowierens verboten.

Mein Fazit
Einen Tintenmarathon – jederzeit wieder! Denn mit dem Tätowieren ist es wie mit dem Spruch auf meinem neu tätowierten Arm „der Anfang ist das Ende ist der Anfang…“

Nochmal ganz herzlichen Dank an das ganze Team der Tattoo Sisters. Vor allem für die Geduld der Sisters die unzähligen Totenköpfe zu tätowieren…
Einen echten Marathon – auf keinen Fall! Ich laufe wirklich sehr gerne. Vielleicht laufe ich auch mal 5 Stunden und 20 Minuten beziehungsweise die Marathonstrecke von 42,195 Kilometer. Aber in keinem Fall laufe ich einen organisierten Marathon mit. Eine weitere Regel besagt nämlich, dass elektronische Geräte verboten sind. Was heißt – keine Musik. Und ohne Heavy Metal im Ohr laufe ich ganz sicher keinen Schritt!
Und falls ihr euch auch gerne tätowieren lasst und/oder gerne lauft und/oder gerne Metal Musik hört – Stay tuned!
Sehr coole Story! Genial wie Du laufen und tätowiert werden verbunden hast! Letzteres ist auch bei mir ein Thema, doch das wäre dann eher in die Kategorie Ultra-Marathon einzuordnen gewesen.
Gerade die Erfrischungen haben echt geholfen die zum Teil sehr langen Sessions (7-9 Stunden an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen) zu absolvieren. Mit dem Ergebnis bin ich nach wie vor mehr als happy und die während des tätowierens gemachten Erfahrungen möchte ich nicht missen.
Tattoos, ja
Metal, ja
Statt laufen lieber Yoga
Ich bin gespannt, was da noch kommen mag
Vielen Dank!
Wow, das hört sich wirklich anstrengend an. Bestimmt hat deine Yogapraxis ebenfalls dazu beigetragen, da durchzuhalten. Ich fand auch, dass meine Meditations-Kenntnisse (auch wenn sie derzeit noch nicht ganz so ausgeprägt sind und ich noch viel daran arbeiten muss) mir durch die langen Sessions (sei es jetzt laufen oder tätowiert werden) geholfen haben.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei allem, was da noch kommen mag!
PS: Kennst du übrigens das Buch „Running Buddha“? Lies mal hinein, es lohnt sich. Da wird das Laufen mit Yoga, insbesondere der Meditation, verbunden. Vielleicht ist das Laufen ja dann doch noch was für dich 😉
Ja, das war tatsächlich so. Die – damals noch sehr rudimentäre – Yogapraxis und vor allem meine Erfahrungen aus der vergangenen Kampfsport Zeit haben mir sehr viel geholfen. Und auch die Erfahrungen als Migränebetroffene. Schmerzen auszuhalten lernt man da unglaublich gut. Somit war das doch für etwas gut und ich bin auf eine Art dankbar dafür.
Mit Meditation habe ich mich erst danach auseinandergesetzt und dann mit Erstaunen festgestellt wie sehr sich die Erfahrungen doch ähneln. Dieser Zustand, der sich in langen Tätowier-Sessions einstellt ist dem der Meditation unglaublich ähnlich, wenn nicht gar gleich.
Danke für den Buchtipp, den schaue ich mir gerne an!