Ein gutes Taktgefühl benötigt man nicht nur beim Schlagzeugspielen. Das ganze Leben besteht daraus, sich nicht aus dem Takt bringen zu lassen, den eigenen Rhythmus beizubehalten.
Auch für das Fitness-Training benötigt man ein gutes Taktgefühl. Ganz speziell für Workouts mit Drumsticks wie bei Drums Alive oder Pound Fit.
Dabei hilft ein gutes Taktgefühl nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Mitmenschen.
Es gibt viele Gründe, den Takt einmal näher zu betrachten.

Der Takt
Laut Wörterbuch ist der Takt die Einteilung eines musikalischen, besonders eines rhythmischen, Ablaufs in gleiche Einheiten mit jeweils einem Hauptakzent am Anfang und festliegender Untergliederung.
Nicht selten wird mit Takt aber auch die Fähigkeit bezeichnet, anderen Menschen eine schlechtes Gefühl im zwischenmenschlichen Bereich zu ersparen.
Leider haben deshalb nicht alle Menschen mit einem guten Taktgefühl ein gutes Taktgefühl…
Wer gibt den Takt an?
In einer Band der Bassist und der Schlagzeuger. Der Rest der Band hört aufs Hi-Hat und passt sich damit dem Takt an. So habe ich das gelernt. Bei Björn Etzel, dem Besitzer des Drummer Circle in Karlsruhe. Denn dort habe ich meine erste Schlagzeugstunde genommen.

Und ich muss sagen, es war wirklich interessant. Ich habe richtig viel erfahren über Takt, Noten und das Schlagzeug an sich. Außerdem ist meine Achtung vor Schlagzeugspielern noch höher gestiegen, als sie ohnehin schon war. Und ein gutes Taktgefühl hat Björn Etzel obendrein!
Rhythmus, Differenzierung & Timing
Beim Schlagzeugspielen benötigt man einige Skills, die auch auf der sportlichen Ebene erforderlich sind. Denn nur mit Hilfe der koordinativen Fähigkeiten lassen sich komplexe Bewegungen – wozu meiner Meinung nach das Schlagzeugspielen auf jeden Fall gehört – harmonisch ausführen.
Neben dem Rhythmisieren, dem Erfassen und Umsetzen, ist die Differenzierung eine wichtige Komponente sowohl im sportlichen als auch im musikalischen Bereich. Fein abgestimmte Bewegungen in höchster Bewegungsgenauigkeit und -ökonomie sind nicht nur für einen Drummer unabdingbar, sondern auch für viele Sportler.
Das Timing, die zeitliche Orientierung, ist ebenso für beide Bereiche von großer Bedeutung. Der Schlagzeugspieler gibt, wie schon erwähnt, den Takt für die ganze Band an. Und der Sportler benötigt ein perfektes Timing, um zum Beispiel nicht zu früh zu starten oder den Ball zum genau richtigen Zeitpunkt dem Mitspieler zu zuspielen.
Techniktraining
Auch bei der technischen Ausführung gibt es Parallelen zwischen dem Schlagzeug spielen und diversen sportlichen körperlichen Betätigungen.
So habe ich bei Björn Etzel vom Drummer Circle gelernt, dass es keinen „richtigen“ Weg gibt Schlagzeug zu spielen. Jeder Drummer hat seine eigene Technik und trotzdem klingt alles gut und ist richtig. Eine falsche Technik verwendet ein Drummer nur, wenn es während des Spielens irgendwo ziept und zwickt.
Das erinnert mich sehr an das Praktizieren von Yoga. Auch dort muss jeder seinen eigenen Weg finden. Die Ausführung der Asanas ist zwar grundsätzlich vorgegeben, aber trotzdem hat jede Yogini und jeder Yogi eine eigene Interpretation.
Ziepen und Zwicken sollte nicht nur beim Yoga, sondern ebenso bei allen anderen Sportarten tunlichst vermieden werden.
Wirklich nicht zu verleugnen ist auch, dass Yoginis und Yogis ein ganz besonderes Taktgefühl auf der zwischenmenschlichen Ebene haben. Wenige sind so einfühlsam und können so auf ihre Mitmenschen eingehen.
Außerdem nicht unwichtig – in allen sportlichen Bereichen und beim Schlagzeug spielen – ist die Ausrüstung…
Das Drum Kit
Snare, Bass Drum & Co
Im sportlichen wie auch im musikalischen Bereich ist ein gute Ausrüstung wichtig. Ob Hanteln, Yogablöcke oder Drumsticks, die Hilfsmittel müssen nicht nur auf die Person abgestimmt sein, sondern auch ihren (Trainings-)Zweck erfüllen. Dabei hat jedes Hilfsmittel oder jeder Teil des Drum Kits seine eigene Aufgaben.
So leitet zum Beispiel im Metalbereich der Crash des China-Beckens einen neuen Songpart ein. Oft lassen sich tatsächlich viele vermeintlich speziellen Dinge ins „echte Leben“ übertragen und ein Crash in China leitete für uns alle einen neuen (wenn auch ungewollten) Teil unseres Lebens ein. So wollte ich diesen Blogpost ursprünglich schon im April schreiben. Direkt nach dem Dark Easter Metal Meeting. Mit Foto von Jonas Renske (Katatonia), den ich für einen der taktbegabtesten Musiker überhaupt halte. (Schaut euch mal bitte diesen Song an!). Leider kam dann besagter Crash aus China, das Dark Easter Metal Meeting wurde abgesagt und die Corona-Pandemie hat uns seither fest im Griff. Da ist Taktgefühl noch mehr als sonst gefragt…
Drumsticks
Neben dem ganzen Aufbau des Drum Kits sind natürlich die Drumsticks für den richtigen Takt eines Drummers enorm wichtig.

Auch für die Verbesserung körperliche Fitness sind Drumsticks wunderbar geeignet. Ein Koordinationstraining kann sogar während eines Live-Gigs eingebaut werden!

Studien der britischen Universitäten Gloucestershire und Chichester mit der Rockband „Blondie“ haben übrigens ergeben, dass Drummer von Rock Bands körperlich stark beansprucht sind und über eine ausgezeichnete Fitness verfügen. (Was vermutlich die Drummer von Metal Bands auch ohne Studie wissen.)
Man muss aber kein Drummer einer Rock oder Metal Band sein, um die eigene Fitness mit Drumsticks zu verbessern. Es gibt tatsächlich Fitness-Angebote, die mit Drumsticks ausgeführt werden.
Drumstick-Fitness
Pound Fit
Pound Fit, eine Art Pilates mit Cardioelementen und Schlagzeugstöcken, wurde von den beiden US-amerikanischen Hobbyschlagzeugerinnen Christina Peerenblom und Kirsten Potenza gegründet. Die Drumsticks, genannt „Ripstix“ sind mit zusätzlichem Gewicht ausgestattet, so dass sie einen ähnlichen Trainingsreiz wie kleine Hanteln haben. Getrommelt wird auf den Boden, die Matte oder mit den Stöcken gegeneinander.
Drums Alive
Dagegen wird bei Drums Alive auf Pezzibälle getrommelt. Auch mal auf den Pezziball der Kurs-Nachbarin oder des Kurs-Nachbarn. Drums Alive habe ich selbst ausprobiert und fand es echt sehr cool. Zu Sepulturas Ratamahatta könnte ich mir das ausgesprochen gut vorstellen!

Drums Alive basiert auf Ansätzen der Klangtherapie, verbindet traditionelle Aerobic-Elemente mit dem Rhythmus des Trommelns und ist bestens zum Stressabbau geeignet.
Die Erfinderin Carrie Ekins hat es nach einer Hüftoperation entwickelt. Aus Frust keinen Sport machen zu dürfen hat sie, anfänglich auf einem Pezziball sitzend, auf Kartons getrommelt. Daraus wurde dann das Konzept für Drums Alive.

Taktgefühl
Bei all den musikalischen und sportlichen Aspekten darf man aber die zweite wichtige Komponente des Takts nicht vergessen – das Taktgefühl.
„Takt ist der Verstand des Herzens.“
Karl Gutzkow
So schön im Takt gesungene Worte sein können, so verletzend und niederschmetternd kann ein einzelnes gesprochenes Wort zum falschen Zeitpunkt sein. Es kann Hoffnungen wecken, wo keine geweckt werden wollten oder sollten. Manchmal zerstört es auch Hoffnungen, die nicht zerstört hätten werden sollen…
Deshalb sollte man sich immer bewusst sein, was man zu welchem Zeitpunkt zu wem sagt. Man sollte nachdenken bevor man spricht, die Konsequenzen vorhersehen. Oft gar nicht so einfach. Und ist das Kind erstmal in den Brunnen gefallen, braucht es mehr als ein paar Drumsticks um den passenden Takt wieder herzustellen.

Noch ein paar Takte zum Schluss…
Wichtig ist es, ein Leben in seinem eigenen Takt zu führen.
Dabei wäre es aber gut, das Taktgefühl beizubehalten und vorher zu fragen, bevor man auf den Pezziball des Nachbarn oder der Nachbarin schlägt. Also im übertragenen Sinne: Bitte nur sehr vorsichtig in die Privatsphäre anderer eindringen.
Die Drumsticks sollte man im Leben nie aus der Hand geben. Und erst recht nicht die, die man auf einem Konzert gefangen hat!
Und zu guter Letzt: Die Lebens-Lyrics sollten dem Takt angepasst sein. Will heißen, auch nur ein einzelnes disharmonisches Wort kann andere ganz schön aus dem Takt bringen. Deshalb bitte vorher mal auf das Notenblatt des Lebens schauen, bevor man aus Versehen einen falschen Ton zur falschen Zeit spielt.

Falls ihr weitere Infos zum musikalischen Takt oder zum Thema Schlagzeug benötigt, kann ich euch nur wärmstens den Drummer Circle Karlsruhe mit seinem taktvollen Chef Björn Etzel empfehlen. Seit über 10 Jahren unterrichtet er angehende Drummer und mittlerweile wird dort auch Gitarrenunterricht angeboten. In dieser Zeit, die uns alle etwas aus dem Takt bringt, ist Björn sicherlich über viele neue Kontakte dankbar. (Ich übrigens auch…)
Deshalb: Stay tuned und empfehlt uns weiter!
Super Artikel, sehr interessant geschrieben 🙂 ich habevor ein paar Jahren, mit Anfang 30 unbedingt noch das Gitarre spiele erlernen wollen. Habe davor nie ein Instrument gespielt. Mein Taktgefühl war miserabel 😀 aber durch tägliches üben mit einem Metronom habe ich das Problem nach einiger Zeit in den Griff bekommen. Spiele nun auch in einer kleinen Band und es klappt ganz gut, hätte ich Anfangs nicht gedacht^^ Beste Grüße
Vielen Dank!
Man ist nie zu alt, um noch etwas Neues zu lernen! Das finde ich auch. Und tatsächlich geht es mir ähnlich. Ich war auch nie der Musikheld. Aber seit ich täglich singe (meine Mantras und Kirtans im Yoga) habe ich – ähnlich wie bei dir – den Eindruck, dass das gesamte Musikgefühl, einschließlich des Takts, immer besser wird. Und das mit Anfang 40 😉
Viel Spaß noch in deiner Band. Wer weiß – vielleicht sehe ich dich ja irgendwann mal auf einer großen Bühne spielen!