Schwitzen, Pause, Bier – die Vorteile einer finnischen Sauna

Schwitzen, Pause, Bier. Im ersten Moment eine nicht unbedingt passende Kombination, um den Inbegriff der finnischen Kultur zu beschreiben: Die Sauna. 

Manche schließen in der Sauna wichtige Geschäfte ab, andere bringen ihr Kind dort zur Welt. Für mich ist sie ein Ort der Entspannung, der Reinigung und der perfekte Aufenthaltsort nach einem anstrengenden Workout.

Good things come – to those who sweat

Und noch bessere Sachen kommen zu denen, die doppelt schwitzen! Denn die Sauna ist optimal als Teil eines Cool Downs – ja, das klingt jetzt erst einmal seltsam, ich gebe es zu. Aber als wiederherstellende Maßnahme nach körperlicher Bewegung fördert die Sauna die Durchblutung und damit den Stofftransport zur Regeneration der Muskelzelle. So wird nicht nur der Muskelzelle sofort geholfen, sondern auch Muskelkater verhindert. 

Neben der Förderung der Durchblutung und der Anregung der Zellneubildung hat die Sauna hat noch viele andere Vorteile:

  • sie stärkt die Abwehrkräfte und beugt insbesondere Erkältungskrankheiten vor
  • sie reinigt die Haut
  • sie trainiert die Blutgefäße
  • sie wirkt schlaffördernd
  • sie hat positive Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem und 
  • sie gibt Ruhe und Gelassenheit

Good things come – aus Finnland

Ruhe und Gelassenheit, das zeichnet auch den vermeintlichen Ursprungsort der Sauna aus. Nicht nur die (meiner Meinung nach) besten Bands mit den schönsten und melancholischsten Melodien kommen aus Finnland. Nein, auch die Sauna hat dort eine lange Tradition. Auch wenn sie wohl nicht in Finnland, sondern in Asien erfunden wurde. Darauf lassen zumindest die frühesten Funde primitiver Schwitzbäder schließen.

Good things are – in Finnland

Ich selbst hatte schon zweimal die Gelegenheit eine echte finnische Sauna zu besuchen. 

Bei meinem ersten Besuch in Finnland war ich in Helsinkis letzter öffentlicher mit Holz befeuerten Sauna. Der Kotiharjun Sauna. Und im übrigen war ich dort die einzige Frau. Was mir in der Sauna absolute Ruhe und Entspannung beschert hat. In den Pausen allerdings ging es zwar erst ruhig, aber dann immer lustiger zu. Und in den Pausen entspannte man nicht wie im spießigen Deutschland mit einer Flasche Wasser und auf der Entspannungsliege liegend. Nein, in der Pause nahm Mann (und Frau) sich aus dem Kühlschrank ein Bier und setzte sich – auf den Gehweg vor die Haustür der Sauna. Und von Pause zu Pause beziehungsweise von Bier zu Bier wurde die Gesellschaft immer lustiger…

Good things are – Sauna, Pause, Bier

Wer jetzt noch nie sauniert hat, mag sich fragen: Sauna? Pause? Bier? Wie funktioniert denn das?

Bier in der Sauna - in Deutschland nicht üblich
Bier in der Sauna – in Deutschland nicht üblich

Grundsätzlich trinkt man in der Sauna kein Bier. Also in Deutschlang nicht. In Finnland (glaube ich) schon. Zumindest habe ich mehr Menschen mit Bier als ohne Bier gesehen. 

Bevor man die Sauna betritt, duscht man sich erstmal gründlich ab. Abgetrocknet, da sonst das Schwitzen verzögert wird, beginnt man den ersten Saunagang. Bei 90 Grad für so ungefähr 15 Minuten. Dann wieder duschen. Aber dieses Mal kalt. Am besten so richtig kalt. Ich gebe ja zu, ich bin eine ziemliche Warmduscherin. Ich drehe erst auf warm, bevor ich so nach und nach kalt dusche. 

Danach kommt die erste Ruhephase. In Deutschland. In Finnland kommt das erste Bier und die ersten guten Gespräche.

Das ist auch einer der grundlegenden Unterschiede der deutschen und finnischen Sauna. In Deutschland spricht man nicht während des Saunierens. In Finnland schon. Dafür wird dort sonst nicht ganz so viel gesprochen…

Nachdem man sich so circa 20 Minuten erholt, beziehungsweise betrunken hat, geht es in den zweiten Saunagang. In Anschluss wieder duschen und entspannen. 

Das Ganze wird wiederholt, so dass man insgesamt drei Saunagänge hatte. Das ist die allgemeine Empfehlung. Wer nach zwei Saunagängen, respektive Bier, schon völlig erschöpft ist, muss natürlich keinen dritten machen. Auch hier gilt: Gut ist, was gut tut.

Good things to sweat – Minze, Eukalyptus und Teer?

Neben der Kommunikation gibt es einen weiteren Unterschied der finnischen zu der deutschen Saunakultur. In Deutschland zelebriert man den Aufguss. Aufguss bedeutet, mit ätherischen Ölen versetztes Wasser wird auf die Steine des Saunaofens gegossen und verdampft dort genüsslich. In keiner der beiden öffentlichen finnischen Saunen habe ich Duftessenzen gefunden. In Deutschland gibt es meist zu jeder vollen Stunde einen neuen Duft. Sehr beliebt dabei: Minze und Eukalyptus. Eher unbekannt: Teer. Auf finnisch Terva. 

Saunaduft aus Finnland - Teer
Saunaduft aus Finnland – Teer

Ich habe Terva in meiner eigenen Sauna daheim ausprobiert. Es war ein Mitbringsel von Freunden, die in Finnland im Urlaub waren. Vermutlich mochten die Freunde mich nicht mehr… Es hat nämlich sehr gewöhnungsbedürftig gerochen: Nach neuer Straße, nach altem Schiff, nach undefinierbarem verfaulten Fisch… Leider hat es Terva somit nicht geschafft, mein neuer Lieblingsduft zu werden. Einen Aufguss mache ich trotzdem bei jedem meiner Saunagänge und genieße den Löyly.

Good things to sweat – Löyly

Löyly heißt nicht nur der vom Aufguss entstehende Wasserdampf, sondern auch eine schicke, relativ neue Sauna in Helsinki. Nachdem ich mit der Kotiharjun Sauna eine der ältesten Saunen besucht hatte, wollte ich in einem meiner folgenden Urlaube auch mal was Hippes sehen. Wirklich schön, die Löyly-Sauna. Wenn auch im Vergleich zu den deutschen Wellnesstempeln ziemlich klein. Dafür aber mit gewitzten Saunameistern. So hat mich einer davon freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass ein an den Saunagang anschließendes Bad in der angrenzenden Ostsee doch sehr angenehm wäre. Und er war wirklich ein Meister seines Fachs und hat instinktiv gemerkt, dass ich eine Warmduscherin bin. So blieb er neben mir stehen und motivierte mich bis ich bis zum Hals in der echt sehr, sehr kalten Ostsee versunken war. Ein toller Mann und eine tolle Erfahrung! 

Sauna Löyly in Helsinki
Sauna „Löyly“ in Helsinki
links im Bild der Zugang zur Ostsee

Good things to sweat – Badeanzug & Saunahut

Ein weitere Unterschied zwischen deutschen und finnischen Saunagepflogenheiten ist die Bekleidung. Während man in einer gemischten deutschen Sauna gänzlich ohne Bekleidung schwitzt, hat man in der gemischten finnischen Sauna so einiges an. Neben dem Badeanzug oder der Badehose auch einen Saunahut zum Schutz des Körpers vor Überhitzung. Den Hut musste ich in der gemischten Löyly-Sauna zwar nicht tragen, einen Bikini aber schon. Angenehm war das nicht. Ich finde, um richtig schwitzen zu können, muss man textilfrei in die Sauna.

Good things to sweat – Hot Yoga 

Zu einer Gelegenheit in der Sauna würde aber auch ich mir lieber etwas anziehen. Yoga in der Sauna. Zwar habe ich leider noch nie daran teilgenommen, weiß aber das es Yoga zum Beispiel in den Saunen der Badewelt Sinsheim gibt. Hot Yoga oder auch Bikram Yoga genannt, ist Yoga, das bei idealerweise 40% Luftfeuchtigkeit und ungefähr 40 Grad Saunawärme ausgeübt wird. Eine Serie von 24 Asanas (Übungen) und 2 Pranayamas (Atemübungen) wird in einer bestimmten Reihenfolge praktiziert. Die erhöhte Raumtemperatur soll in Wechselbeziehung zu einer gesteigerten physischen Leistungsfähigkeit stehen. Wissenschaftliche Beweise dafür gibt es jedoch bisher noch nicht. 

Balasana - eine der 24 Asanas des Bikram Yoga
Balasana – eine der 24 Asanas des Bikram Yoga

Good things to sweat – das karelische Saunaritual

Auch in einer bestimmten Reihenfolge, aber wesentlich unanstrengender ausgeführt, wird das karelische Saunaritual. Ob das Ritual richtig karelisch ist? Da bin ich mir nicht ganz sicher. Denn das Ritual wird nicht in Karelien ausgeführt, sondern im Europabad in Karlsruhe. So grundsätzlich stimmt es mit der finnischen Saunakultur überein, heißt es doch in Kanteletar, der alten finnischen Volkslyrik, von Elias Lönnrot

…Ich bereitete die Sauna 
wohlig warm mit Birkenscheiten,
weichte ein die Birkenbüschel
mitten auf den heißen Steinen,
lief, um Wasser herzuholen,
zu der Quelle unterm Hügel,
holt es heim im Messingeimer,
schafft es eher im goldnen Kübel…

Kanteletar: Der argwöhnische Bräutigam, III 48

Birkenbüschel gibt es auch beim karelischen Ritual in Karlsruhe. Damit wird man vom Saunameister sanft abgeschlagen. Die Birkenbüschel wirken reinigend, entzündungshemmend und stimmungsaufhellend. Vielleicht kommt die stimmungsaufhellende Wirkung aber auch vom Schwarzbier, das dazu gereicht wird: Typisch finnisch eben. Dazu fällt mir eines meiner Lieblingsalben ein. Auch stimmungsaufhellend und typisch finnisch: Karelian Isthmus von Amorphis.

Good things come – to those who build a sauna

Wir sollten es halten wie die Finnen. Sauna first! Denn in Finnland wurde in früheren Zeiten die Sauna als allererster Teil eines Hauses gebaut. Die Sauna war in einem finnischen Haushalt der wärmste, saubere und ruhigste Platz überhaupt. Und auch heute noch wird dieser Platz sehr geschätzt. So verfügt fast jeder finnische Haushalt über eine eigenen Sauna. 

Good things come – to those who take a sauna

Was ich über die Sauna gelernt habe ist:

Sauna ist unglaublich vielseitig. Ob entspannen, Kinder bekommen, Bier trinken oder sich auspeitschen lassen, in ihr kann man einfach alles tun. 

Ein Saunabesuch lohnt sich allemal! Sei es in Finnland oder in Deutschland. Sei es mit Bier oder ohne. 

Das einzige was ihr echt weg lassen solltet ist Terva…

Am besten ist ein Saunagang nach einem anstrengenden Workout. Weil doppelt geschwitzt ist auch doppelt gesund!

Also vergesst nicht: Good things come to those who sweat! 

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