Geduld – die Fähigkeit, die momentan am meisten gefordert ist. Nach monatelangen Einschränkungen, die wir mehr oder weniger duldsam ertragen haben, können wir es kaum erwarten, bis alles wieder öffnet. Bis wir zumindest Teile unseres gewohnten umtriebigen Lebens zurück bekommen.
Doch es fühlt sich weiterhin so an, als würden wir mit angezogener Handbremse fahren. Deshalb ist eine große Portion Geduld noch immer vonnöten.
Ich wurde vor ein paar Wochen ziemlich krass ausgebremst und durfte dadurch eine für mich überraschende Erkenntnis gewinnen. Nämlich die Einsicht, dass man den Weg auch langsam gehen darf. Dass sich die Welt trotz aller Widrigkeiten weiter dreht und dass es auf diesem langsamen Weg sogar noch viele Vorteile zu entdecken gibt.
Was mir geholfen hat, einen Gang runter zu schalten und welche Vorteile es waren, die ich aus der Entschleunigung ziehen durfte, das möchte ich hier mit Dir teilen.

Hindernisse auf dem Weg
Auf einem Lebensweg gibt es viele Hindernisse. Kollektive Hindernisse, wie zum Beispiel die Corona-Pandemie, die wie ein übermächtiges unbezwingbares Gebirge auf unserer geplanten Strecke liegt.
Aber auch persönliche Hindernisse, gleich einem defekten Teil unseres Transportmittels, mit dem wir unseren Weg genießen wollten. So ging es mir. Nach einer überstandenen Operation, die mich über drei Wochen außer Gefecht gesetzt hatte, erfolgte quasi eine erneuter Defekt. Durch einen unglücklichen Unfall zog ich mir einen tiefen Riß im Daumen zu. Ein Ereignis, dass mich daran hinderte, wieder volle Fahrt auf meinem Lebensweg aufzunehmen.

Doch Hindernisse können auch Chancen sein. So kann man zum Beispiel Dinge entlang des Weges entdeckten, die man nicht entdeckt hätte, wäre man mit der üblichen Geschwindigkeit vorbei gerauscht.
Natürlich erfordert die Reduzierung der Geschwindigkeit – ob nun gezwungenermaßen oder freiwillig – vor allem eine Fähigkeit: Geduld.
Und wenn Du nun ganz bewusst Dein Leben verlangsamen möchtest, wenn Du ganz bewusst mit Dir und Deiner Umwelt geduldiger werden möchtest, dann habe ich folgende Tipps für Dich.

Tipps für mehr Geduld auf Deinem Lebensweg
„Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.“
Buddha
Ein Grund für mangelnde Geduld ist, dass die Zukunft nicht schnell genug kommt. Dass wir deswegen meinen, permanent die Geschwindigkeit erhöhen zu müssen. Schneller, höher, weiter.
Dabei wird jedoch leider die Gegenwart verpasst. Die einzige Zeit, die wir aktiv gestalten können. Deshalb heißt geduldig sein auch im Moment sein, bewusst in der Gegenwart sein. Das kannst Du sehr gut üben indem Du meditierst.
ॐ
Meditation für mehr Geduld
Um Deine Geduldsfähigkeit zu erhöhen, kannst Du die Eigenschaftsmediation praktizieren.

Mit der Eigenschaftsmeditation stärkst Du eine positive Eigenschaft Deiner Wahl. Dies geschieht immer nach demselben Schema:
- Begib Dich in eine bequeme aufrechte Sitzposition. Am besten in einen kreuzbeinigen Sitz. Lass den Atem ganz ruhig werden.
- Wiederhole ein paar Minuten „Ich bin geduldig.“
- Danach denkst Du über die Eigenschaft, die Du kultivieren möchtest, hier die Eigenschaft Geduld, nach. Beleuchte alle Seiten der Eigenschaft.
- Denke dann an eine Person, die besonders geduldig ist. Vielleicht kennst Du jemanden persönlich. Oder Du denkst an eine historische Person, einen Filmcharakter oder eine berühmte Persönlichkeit, die sich durch Geduld auszeichnet.
- Stelle Dir im nächsten Schritt vor, wie Du selbst in verschiedenen Situationen geduldig bist.
- Fühle und spüre die Eigenschaft, wie wenn Du sie schon hättest und sei dankbar dafür, dass Du nun geduldig bist.
- Wiederhole erneut ein paar Mal „Ich bin geduldig.“
Meditiere so am besten eine Zeit lang jeden Tag. Und denk auch über den Tag verteilt immer wieder:
„Ich bin geduldig.“
ॐ
PRITHVI MUDRA – das Mudra für mehr Geduld
Mudras sind Handhaltungen aus dem Kundalini-Yoga, die die Energien in bestimmte Kanäle lenken sollen. So können sie helfen, die Spiritualität zu erhöhen, die Gesundheit zu erhalten oder eben auch Eigenschaften zu fördern.
Oft werden Mudras auch während des Meditierens gemacht. Deshalb kannst Du dieses Mudra auch wunderbar mit der Meditation für mehr Geduld kombinieren.

Das PRITHVI MUDRA auszuführen ist leichter als es auszusprechen. Du gibst einfach deinen Daumen an die Spitze des Ringfingers.
Damit wird die Erdkraft verstärkt, die unter anderem für Geduld steht. Wann immer Du denkst, Du bräuchtest etwas mehr Geduld, kannst Du das Mudra und damit Geduld üben.
ॐ
Yin Yoga für mehr Geduld
„Lerne loszulassen. Das ist der Schlüssel zum Glück.“
Buddha
Ganz klassisch übt man Geduld während des Praktizierens von Yin Yoga. Dort wird eine Yoga-Pose mehrere Minuten lang gehalten. Dabei können nicht nur die Gedanken zur Ruhe kommen. Muskelverspannungen und Verkrampfungen werden gelöst, was zu mehr Geduld und damit zu mehr Gelassenheit und Glück führt.
Eine Auswahl besonders geduldsfördernder Asanas findest Du hier.

Du darfst Deinen Weg auch langsam gehen
„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“
Buddha
Da meine Wunde tief war und die Heilung Zeit benötigt, werde ich noch eine Weile eine langsamere Gangart einschlagen (müssen). Ich gebe zu, dass es auch mir hin und wieder schwer fällt, die nötige Geduld aufzubringen. Oft vergesse ich, dass ich mit der Mediation, dem Mudra oder Asanas über wunderbare Werkzeuge verfüge, die helfen die Geduld zu erhöhen oder neu zu entdecken.

Aber genau das macht es eben aus, dass wir uns immer wieder neu finden und beständig den Weg weiter gehen. Und zwar genau in der Geschwindigkeit, die gerade in diesem Moment für uns die richtige ist.

Vorteile einer langsamen Gangart
„Nur wenige sehen ein, dass Dulden geduldig macht.“
Buddha
Es gibt auch definitiv Vorteile, wenn man seine Geschwindigkeit reduziert.
Zum einen werden die schönen Dinge, die entlang des Weges liegen, wieder mehr sichtbar. Die kleinen aber feinen Dinge, an denen man bisher achtlos vorbei gerauscht ist.
Außerdem ist wieder mehr Zeit da, um sich mit den Weggefährten austauschen. Was zu neuen wertvollen Erkenntnissen führen kann. Ein solcher Austausch geht leider oft in der überhöhten Geschwindigkeit des Alltags unter.
Nicht nur für den Austausch mit den Weggefährten bleibt mehr Zeit. Auch für das Reflektieren der eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele ist eine Entschleunigung des Alltags sehr hilfreich. Eine langsamere Gangart verhilft zu einem Ankommen bei sich selbst.
Zu guter Letzt ist es eine bewiesene Tatsache in der Sportwissenschaft, dass eine Verbesserung nicht während des Trainings erfolgt, sondern in der anschließenden Ruhephase. Adaptiert auf das Leben kann man also sagen, dass wir uns mit dem langsamen Gehen unseres Lebenswegs sogar verbessern.

Alles gute Gründe, die dafür sprechen, sich in Geduld zu üben. Ich hoffe meine Tipps helfen Dir dabei und Du kannst nun geduldig auf meinen nächsten Blogpost warten… STAY TUNED!